Zum Schuljahresende wird der Deutsch- und GRW-Lehrer Michael Nagel in seinen wohlverdienten Ruhestand starten. Wir haben die Chance genutzt, ein letztes Interview mit ihm zu führen.
Schülerzeitung ONLINE: Warum sind Sie Lehrer geworden?
Ich komme aus keinem Lehrerhaushalt. Mein Wunsch, Lehrer zu werden, hat mit der evangelischen Jugendarbeit zu tun, mit der ich als Jugendlicher in Kontakt gekommen bin. Ich habe in Hannover mein Abitur gemacht und zu dieser Zeit auch ehrenamtlich Jugendgruppen geleitet. Man musste dazu 16 Jahre alt sein und einen Schein erwerben. Wir haben Zeltlager und Fahrten unternommen. Dabei habe ich gemerkt, wie gut ich mit Jugendlichen umgehen kann. Das hat meinen Wunsch bestärkt, mit Jugendlichen zu arbeiten.
Schülerzeitung ONLINE: Wie lange waren Sie an unserer Schule als Lehrer tätig?
Ich bin seit 2001 am Johanneum. Lehrer bin ich allerdings schon seit 35 Jahren. Arbeit bedeutet für mich, gebraucht zu werden. Wenn man früh aufsteht, weiß man, dass man eine Aufgabe hat. Ich habe mich auch jeden Tag darauf gefreut, unterrichten zu dürfen.
Schülerzeitung ONLINE: Was war Ihr schönstes Erlebnis an der Schule?
Für mich waren das weniger die Feste. Schöner waren die Kurse und Klassen, die ich unterrichten durfte, weil die etwas Dauerhaftes darstellen. Ein Beispiel dafür sind mein Deutschkurs aus dem letzten Schuljahr oder die 10c, meine Leib- und Magenklasse.
Schülerzeitung ONLINE: Gibt es lustige Geschichten, die Sie mit dem Johanneum verbinden?
Da fallen mir die guten Konter von Schülern ein. Ihr müsst wissen, ich habe dumme Sprüche, die mittlerweile schulbekannt sind. Einer davon lautet: "Meine Faust riecht nach Friedhof." Ein Schüler antwortete darauf: "Herr Nagel, Sie müssen sich mal die Hände waschen." Das war schon echt witzig.
Außerdem sind mir die Klassenfahrten als Tutor in Erinnerung geblieben. Die Italienfahrten waren echt toll. Auch wenn die Schüler manchmal stressen, aber so eine Fahrt liefert einen anderen Blick auf die Schüler und auf einen selbst.
Schülerzeitung ONLINE: Man hört Ihnen an, dass Ihnen das Unterrichten Spaß macht…
Wisst ihr, ich mache den Job nicht des Geldes wegen. Als ich nach meinem Referendariat keine Anstellung bekommen habe, habe ich ein Jahr lang als Programmierer in Hannover gearbeitet. Das eine Jahr in der Softwarefirma war schrecklich. Wir haben uns dann auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt und ich dachte bloß: "Gott sei Dank!". Computer sind tote Kisten. Ich schätze am Lehrerberuf, dass man mit Menschen zu tun hat. Es ist eine sinnvolle Beschäftigung: Man konstruiert nichts, sondern versucht, jungen Menschen etwas beizubringen. Das schließt auch die Wertevermittlung ein. Also ja: Bis zuletzt macht mir das Unterrichten Spaß. Auch heute wieder: Nach fünf Stunden ist man geschafft, aber es hat Freude bereitet.
Schülerzeitung ONLINE: Das hat bestimmt auch mit den Kollegen zu tun. Mit welchen Lehrern haben Sie denn viel zu tun?
Natürlich mit den Deutschkollegen bzw. Fachkollegen. Mit Herrn Höll und Frau Liebig habe ich Leistungskurse parallel gehabt. Da tauscht man selbstverständlich Material aus. Auch Frau Michel kann hier genannt werden. Letztlich ist es immer ein gegenseitiges Geben und Nehmen gewesen.
Schülerzeitung ONLINE: Was wollen Sie machen, wenn Sie jetzt zu Hause sind?
Das weiß ich noch nicht, ein wenig graut mir davor. Lesen ist ein Riesenhobby von mir, aber das kann man nicht den ganzen Tag machen… Wenn ich jetzt früh aufstehe, wird vielleicht eine Leere da sein. Ich glaube, dass ich mir in Hannover ein Ehrenamt suchen werde. Es gibt genug Arbeit in der Gesellschaft. Ich könnte mir vorstellen, zum Beispiel im Pflegeheim anderen Leuten etwas vorzulesen. Letztlich kann ich euch sagen: Ich habe ein wirklich zufriedenstellendes Berufsleben gehabt.
Schülerzeitung ONLINE: Was möchten Sie unserer AG mit auf den Weg geben?
Ich finde es toll, dass ihr hier eine Schülerzeitung aufgebaut habt. Noten sind nicht alles. AGs stellen meiner Meinung nach eine echte Bereicherung für die Schule dar. Macht weiter so.
Das Interview führten: Hedwig Menzel (5c), Helene Schuster (5c)
Text: Beatrice Liebig
Fotos: Hannah Schollmeier, Beatrice Liebig