Zum Schuljahresende werden uns nicht nur Lehrer verlassen (z. B. Herr Nagel). Auch Hannah Schollmeier, die FSJlerin, geht. Was ihre nächsten Pläne sind, hat sie uns im Interview verraten.
Schülerzeitung ONLINE: Was ist denn eigentlich ein FSJ?
Das heißt allgemein: Freiwilliges Soziales Jahr. Mein FSJ heißt "FSJ Pädagogik". Ich werde getragen von der DKJS (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung). Der Fokus dieser Art von FSJ liegt darauf, dass man Einblick in den Schulalltag erhält. Viele freiwilligen Jahre an Schulen laufen eher wie Praktika ab. Ziel ist es aber, Lehrer für Sachsen zu gewinnen. Gerade, wenn man sich unsicher ist, ob der Beruf der richtige ist, dann bietet sich so ein freiwilliges Jahr an. Man lernt z. B., dass man Vor- und Nachbereitung hat, dass man mit Eltern zusammenarbeiten muss, mit Kollegen und so weiter.
Schülerzeitung ONLINE: Was waren das für Aufgaben?
Meine Grundaufgaben sind das Begleiten des Unterrichts: Wenn Klassen in mehrere Gruppen geteilt werden, darf ich die Gruppen beaufsichtigen. Wenn jemand spezielle Betreuung braucht, hätte ich auch das übernehmen dürfen. In Religion wurde mir die Möglichkeit gegeben, sogar in Aufsicht von Lehrern selbst Stunden zu gestalten. So konnte ich gleich lernen, wie man Unterricht gestaltet, wie man strukturiert und zielgerichtet unterrichtet. Das ist eine wichtige Erfahrung, bevor man sich ins Lehrerstudium stürzt.
Schülerzeitung ONLINE: Warum wollen Sie Lehrerin werden?
Zum einen bin ich sehr geschichtsinteressiert und liebe Englisch. Es war schon als Kind mein Wunsch, Lehrerin zu werden. Zwischenzeitlich wollte ich dann einfach nur Geschichte als Fach studieren, habe aber schnell gemerkt, dass das Geschichtsstudium Berufe mit wenig Perspektiven bietet. Nach längerem Überlegen habe ich meinen Kindheitswunsch dann einfach mit meinen Interessen verbunden: Lehrerin für Geschichte und Englisch zu werden.
Schülerzeitung ONLINE: Beschäftigen Sie sich auch privat viel mit Geschichte?
Ja, aber es kommt darauf an, welche Gelegenheiten man hat, sich damit zu beschäftigen. Ich lese Bücher, informiere mich, denke über wichtige Angelegenheiten nach. Mir kommen manchmal ganz abstruse geschichtliche Fragen in den Kopf, zum Beispiel, ob die Menschen im Mittelalter Allergien hatten. Man sagt ja immer, das sei eine Erfindung der Neuzeit. Mit so etwas will ich mich auseinandersetzen.
Schülerzeitung ONLINE: Wollen Sie nach dem Studium an unsere Schule zurückkommen?
Wenn die Möglichkeit dazu besteht, sehr gerne. Aber man muss immer schauen, was die Zukunft bringt.
Schülerzeitung ONLINE: Wie lange dauert so ein Studium?
Das letzte, was mir gesagt wurde, waren sieben Jahre. Fünf Jahre Studium und zwei Jahre Referendariat.
Schülerzeitung ONLINE: Was ist ein Referendariat?
Das heißt, dass man nach seinem Studium an einer Schule in die "Ausbildung" geht und dort Klassen unterrichten darf. Dabei lernt man, wie Unterricht auch in der Praxis abläuft – nicht nur theoretisch wie im Studium.
Schülerzeitung ONLINE: Was hat Ihnen besonders gut gefallen während Ihrer Zeit am Johanneum?
Ich habe sehr viele Freiheiten genießen dürfen und bin dankbar, dass ich mich hier einbringen konnte. Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin die erste FSJlerin an dieser Schule, daher war es für alle etwas Neues. Ich freue mich, dass ich von Kollegen und Schülern so herzlich begrüßt worden bin. Außerdem empfinde ich die Atmosphäre am Johanneum als sehr angenehm: Es fühlte sich anders an als an meiner alten Schule: viel lockerer, guter Zusammenhalt, eben als 2Ganzes". Ich hatte einen 1 A Anleiter, Herrn Wiesenberg, der sich Zeit genommen hat, mit mir Gespräche zu führen – vor Corona fast wöchentlich, was nicht selbstverständlich ist. Er hat mich immer wieder mit Aufgaben versorgt. Man kann sehr gut mit ihm reden, er war immer offen für neue Vorschläge.
Schülerzeitung ONLINE: Wären Sie gern länger geblieben?
Ein FSJ umfasst leider nur ein Jahr. Ich will aber nun endlich studieren. Grundsätzlich wäre ich aber schon gern länger geblieben, weil mir die Arbeit am Johanneum Spaß macht. Am Anfang gab es weniger Aufgaben für mich. In den letzten Monaten wurde mir mehr übertragen. Ich fand es zum Beispiel schön, dass ich auch mal vor der Klasse stehen durfte; dass mir die Fachlehrer in dieser Hinsicht vertraut haben.
Schülerzeitung ONLINE: Wie wollen Sie Ihr weiteres Leben gestalten?
Ich habe Studium und Beruf geplant. Das ist mein Hauptziel: Auf eigenen Beinen stehen, sich loslösen von den Eltern. Darauf bin ich momentan fokussiert.
Das Interview führten: Johanna Schur (5a), Beatrice Liebig
Text: Beatrice Liebig, Hannah Schollmeier, Johanna Schur
Fotos: Beatrice Liebig