Im Rahmen der diesjährigen Themenwoche "Verantwortung für sich und andere" beschäftigten wir uns weiterhin intensiv u.a. mit den Fragen gesunder Lebensführung und gesellschaftlicher Mitverantwortung. So besuchten die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 den Martinshof in Rothenburg. Auch als Vorbereitung auf das anstehende Sozial- und Diakoniepraktikum. Eine Auswahl der Berichte und Eindrücke der Zehntklässler sind nun hier zu finden.
Die Menschen wohnen hier nicht, sie leben, lieben und lachen. Dies ist das Leitmotiv der diakonischen Einrichtung in Rothenburg und unterscheidet sie daher von den herkömmlichen Einrichtungen.
Wir, die Schüler der Klassenstufe 10 der Christlichen Schule Johanneum, hatten am 06. Februar die Möglichkeit, einen besonderen Einblick in das Leben auf dem Martinshof zu bekommen. Das familiäre Miteinander und die fürsorgliche Atmosphäre, hat bei vielen von uns besondere Eindrücke und Erlebnisse hinterlassen. Trotz der kurzen Zeit konnten wir in Gruppen in verschiedene Bereiche der Einrichtung eintauchen. Wir erlangten Einblicke in das Leben von geistig sowie körperlich beeinträchtigten Menschen - Senioren und Kindern. Einen besonderen Eindruck auf mich haben die Wohngelegenheiten hinterlassen. Anstelle des gewohnten Klischees, mit etwa 15 Leuten auf einer „Station“, leben auf dem Martinshof höchstens 6 Leute in einer Art „WG“. Die Menschen haben somit die Möglichkeit zusammen zu kochen, Karten zu spielen oder fern zu schauen. Aktivitäten wie Reiten, Schwimmen, Sport oder handwerkliche Arbeiten können ebenso auf dem Hof verrichtet werden. Der zuvor bei uns bestehende Eindruck von Altersheimen oder Einrichtungen, in denen behinderte Menschen wohnen, wurde komplett umgestaltet. Auf uns wirkten die Sozialarbeiter sehr liebevoll und machten gegenüber den „Betroffenen“ einen vertrauten Eindruck. Das abschließende Gespräch mit den beiden Herren Wolfgang H. und Michael J., welche beide an der Krankheit Spastik leiden, berührte uns sehr. Wir erlangten Einblicke in ihr früheres Leben mit schlimmen Ereignissen und sind daher umso erfreuter, mit ihnen auf dem Martinshof, wo sie ein besseres Leben haben, sprechen zu können.
Im Ganzen hat der Tag viele positive Eindrücke und Erlebnisse bei uns hinterlassen. Wir konnten Erfahrungen für unsere spätere Berufswahl sammeln. Jeder hat etwas Positives für sein späteres Leben sowie den Umgang mit behinderten Menschen aus diesem Tag entnehmen können. Wir freuen uns, dass wir diese Erfahrung auf dem Martinshof machen durften und danken somit allen Beteiligten, die dies ermöglicht haben.
Chiara Steck, 10c
Der Martinshof in Rothenburg ist ein Diakoniewerk und spezialisiert sich auf die liebevolle und tatkräftige Unterstützung von Senioren, Kinder und Behinderten, die auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sind. Nicht nur in Rothenburg finden sich Standorte des christlichen Werkes, auch in Südbrandenburg und anderen Orten Ostsachsens werden die Unterstützung und Wohngelegenheiten für körperlich Beeinträchtigte angeboten.
Schulklassen oder Interessenten an sozialen Berufen sowie am Freiwilligendienst sind gern in Seminaren oder Führungen des Martinshofs gesehen. Unsere Klassenstufe 10 besuchte die Einrichtung, wodurch wir einen sehr eindringlichen und realistischen Einblick bekamen, was den Martinshof ausmacht und welche Voraussetzungen für diese Berufe gegeben sein müssen. Dabei konnte jeder während des Aufenthalts seine Interessen und Hemmschwellen entdecken, um sich über seine berufliche Zukunft etwas im Klaren zu werden. Egal, ob körperlich oder geistig Benachteiligte, alle werden am Martinshof integriert und bekommen eine sinnvolle Aufgabe in den Arbeitsstätten, wo man auf die Hilfe angewiesen ist. Ihnen wird damit gezeigt, wie wichtig ebenfalls ihre Unterstützung in der Arbeitswelt ist. Zudem fördert es die Konzentration und Kondition. Niemand wird gezwungen, sondern aus Eigeninteresse der Behinderten wird die Hilfe dankend angenommen. Im Anschließenden hatten wir die Möglichkeit, mit zwei Betroffenen einer körperlichen Behinderung zu sprechen und Fragen zu ihrer Geschichte und Krankheit zu stellen. Die beiden erzählten viel aus ihrer Kindheit und zum Teil von schlimmen Erfahrungen.
Der Tag am Martinshof hat mir persönlich sehr gut gefallen und dem Einen oder Anderen eine neue Sichtweise auf soziale Berufe gegeben und zum Nachdenken angeregt.
Der christliche Glaube leitet dieses Konzept: "WIR verpflichten uns, miteinander Lebensräume zu teilen und zu gestalten: mit Glaube und Kreativität, mit Liebe und Phantasie, mit Hoffnung und sozialer Kompetenz - um Gottes und des Menschen Willen."
Wir Schüler danken allen engagierten Mitarbeitern, die sich an diesem Tag Zeit für uns nahmen und uns in den Alltag des Martinshofs eingebunden haben.
Liebe Grüße
Anna Sinapius
Ein Ort voller Stille, Ruhe und Besonnenheit – der Martinshof in Rothenburg. Herr Drese, Leiter des Projektes, sagte uns, in Rothenburg leben tolle Menschen. Sie sind glücklich und zufrieden, vor allem aber stolz auf den Martinshof. Am 6. Februar 2018 waren wir – die Schüler der Stufe 10 der Christlichen Schule Johanneum – zu Besuch im Diakoniewerk.
Wolfgang und Michael, zwei Behinderte vom Martinshof sind Teil des Urgesteins und leben seit dem Aufbau des Diakoniewerkes dort. In einem persönlichen Gespräch erfuhren wir viel über die beiden und auch wenn sie nicht viel reden konnten und das meiste Herr Drese sagte, unterstrichen sie dies immer mit einem kleinen Lächeln. Ihre Vergangenheit war hart, denn von klein auf lebten sie in einer Einrichtung mit 30 weiteren eingeschränkten Menschen. Gekettet an ein Bett, in einer Zwangsjacke. Heute sind sie sehr glücklich darüber, endlich auf dem Martinshof angekommen zu sein. Sie erlebten viel mit Andreas Drese. Von Whisky und Wein, über Reisen nach Hamburg und Tschechien, bis hin zum Leben im Martinshof.
Was wir lernten, war eines: Mit Mitleid kommt keiner weiter, denn das brauchen die zwei wirklich nicht. Sie sind fröhlich, freundlich, haben Lebensfreude und vor allem sind sie normale Menschen wie du und ich. Vor diesem persönlichen und durchaus prägenden Gespräch wurden alle Schüler unserer Schule in fünf Gruppen aufgeteilt und durften verschiedene Orte besuchen. Darunter zählten zum Beispiel die Kinder- und Jugendeinrichtungen, die Abteilung des Altersheimes und auch die Behindertenwerkstätten, in welchen ich war. Unser Gruppenleiter, welcher auch stellvertretender Leiter der Werkstätten war, erzählte uns viel darüber. „Hier ist alles normal“, sagte er. Was er damit meinte? Ganz einfach: Jeder arbeitsfähige Bewohner arbeitet 7 Stunden am Tag, hat also eine ganz normale 35-Stunden-Woche. Viele waren darüber doch erstaunt, da die Bilder im Kopf von Menschen mit einer Behinderung doch ganz anderes sind.
Am Tag des Besuches waren die Behinderten damit beschäftigt, Dübel in kleine Kartons zu verpacken und einigen sahen wir den Spaß an. „Es ist wie überall. Einige haben Lust und kommen gerne, andere wiederum nicht. So ist das eben.“ Das haben wir auch so empfunden und das stimmte uns ein wenig glücklich.
Am Ende des Tages kann ich sagen: Es war seine Erfahrung wert. Hier gilt auf jeden Fall ein riesigen Dank an den Martinshof, der uns das ermöglicht hat. Selbst innerhalb weniger Stunden lernte ich viel, manchmal auch einfach nur glücklich sein, mit dem was einem gegeben wurde. Die Bewohner des Martinshofes sind es doch auch.
Antonia Jenkel
An der Grenze zu Polen liegt die Stadt Rothenburg, welche durch ein anderes Menschenbild geprägt wird, denn hier leben die Menschen sozusagen Tür an Tür mit dem Martinshof.
Dieser moderne Hof besteht aus mehreren Gebäuden, wo sowohl Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung leben als auch Rentner, die hier ihren Lebensabend genießen.
Die Klassenstufe 10 der Christlichen Schule Johanneum verbrachte einen Tag auf dem Martinshof, da an der Schule die Chance besteht, das Sozial- und Diakoniepraktikum am Ende des Schuljahres hier zu vollbringen. Die Schüler wurden von Herrn Andreas Drese freundlich im „Brüdersaal“ begrüßt. Dieser stellte uns die Geschichte des Martinshofs vor und berichtete, dass er seit 1976 hier arbeitet. Wir wurden in vier Gruppen eingeteilt und herumgeführt. Unter anderem besichtigten die Schüler die Werkstätten, wo die Menschen mit einer Behinderung den Tag über arbeiten und Gegenstände wie die Verschlüsse von Weinflachen herstellen.
Andere Schüler besichtigten die Kindertagesstätte „Arche“, die Mut zur Integration besitzt, denn sie haben 13 ausländische Kinder, die erfolgreich in den Alltag mit einbezogen werden.
Das Mehrgenerationenhaus am Stadtpark von Rothenburg bietet viele Projekte für Jung und Alt, aber auch ein Projekt mit Polen, wofür sogar angebaut werden soll. Hier kommen unter anderem Kinder hin, um Hausaufgaben zu machen oder einfach mit dem Tischkicker zu spielen.
Am Ende stand den Schülern ein besonderes Gespräch mit den beiden langjährigen Patienten Wolfgang und Michael bevor, die beide spastisch gelähmt sind. Das Gespräch wurde von Herrn Drese geleitet, welcher über das Leben der beiden Herren berichtete. Er verdeutlichte uns, dass beide trotz ihrer Schicksalsschläge ähnlich wie Menschen ohne Behinderung leben.
Auf der Rückfahrt nach Hoyerswerda hatten wir Schüler Zeit, unsere Erfahrungen auszutauschen oder einfach über das Erlebte nachzudenken.
Vielen Dank für die neuen Eindrücke und Impulse an die Mitarbeiter des Martinshofs in Rothenburg.
Sophie Rosanke